Selling Bratwurst in Down Under: Wie ich der Liebe wegen nach Australien auswanderte (German Edition) by Annette Dutton

Selling Bratwurst in Down Under: Wie ich der Liebe wegen nach Australien auswanderte (German Edition) by Annette Dutton

Autor:Annette Dutton [Dutton, Annette]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426402405
veröffentlicht: 2014-11-21T16:00:00+00:00


Während ich gemeinsam mit John überlegte, wie ich die Sache mit dem Visum morgen am besten anpacken sollte, schob sich Rachel plastiktütenbepackt durch die Küchentür. »Ich koch uns heute Abend was Schönes, Daddy. Stir-fry mit Pflaumensoße. Mochtest du letztes Mal doch so gerne, hm?«

»Das ist aber lieb von dir, sweetie!«

Daddy lächelte zufrieden wie Buddha. Dann wandte er sich an mich: »Rach kocht göttlich. Da kannst du dich jetzt schon auf den tea freuen!«

Bei John heißt das Abendessen »tea«. Warum, weiß er selbst nicht. Teatime ist, so weit ich weiß, jedenfalls was anderes: Scones und Gurken-Sandwiches zum britischen Fünfuhrtee. John, der ursprünglich aus Manchester stammt und erst als Sechsjähriger mit seiner Familie nach Australien ausgewandert ist, kann sich auch nicht daran erinnern, jemals Tee zum Abendessen getrunken zu haben. Weder in England und schon gar nicht in Australien. Ich, die ich mir in Sachen Sprachbarriere neue Gelassenheit verordnet hatte, verbot es mir, darüber nachzudenken, weshalb ich mich auf den Tee freuen sollte, wo Rachel doch so gut kocht.

Aber ich konnte es mir nicht verkneifen, Rachel, die geschäftig eine Tüte nach der anderen auspackte, zu fragen, was »Rühr-Brat« denn sei. Rachel deutete auf die bauchige Pfanne. Kurzgebratenes aus dem Wok, ach so. John und ich rückten an der Küchentheke etwas näher zusammen, denn Rachels Kochaktion benötigte offensichtlich viel Raum und noch mehr Zutaten.

»Ist das etwa alles fürs Abendessen?«, fragte ich staunend über diverse Soßenflaschen und riesige Gemüse- und Fleischberge hinweg.

»Ich kaufe immer zu viel«, lachte Rachel, »aber die Soßen halten sich total lange. Das ist bei mir immer so. Wenn ich etwas mache, übertreibe ich’s. Hat Dad dir das nicht erzählt?«

Die Betonung lag deutlich auf dem »wenn«. Ich weiß nicht, warum damals bei mir keine Alarmglocken schrillten. Ich war einfach nur erstaunt gewesen über Rachels Offenheit. Oder hatte sie es eher ironisch gemeint? Na, egal. Ich würde es ja erleben.

Weil Rachel mehr Platz brauchte und uns aus der Küche scheuchte, gingen wir eine Runde spazieren. Die Fitzroy Street liegt in einem hübschen Wohnviertel, in Fußnähe zur City. Bäume, die aussehen wie gigantischer Brokkoli, säumen die breite Straße, und die Häuschen ähneln einander, was ein hübsches Bild abgibt. Zwar sehen die gepflegten Vorgärten – meist ohne Zäune – für meinen Geschmack ein bisschen nach zu viel Arbeit aus, wirken aber durchaus einladend. John ahnte meine Besorgnis.

»Keine Angst. Du musst nichts im Garten machen. Alle paar Monate kommt ein Gärtner zum Großreinemachen.«

Das war auch besser so, denn ich habe den schwarzen Daumen. Alle Häuschen waren also heimelig begrünt, bis auf Tonis. Das war Johns Nachbar zur Rechten. Toni war ein italienischer Einwanderer der zweiten Generation und fett im Zementgeschäft. In Tonis Garten wuchs kein Gras mehr. Wo etwas hätte sprießen können, herrschte das große Grau. Auf der zubetonierten Fläche vor seinem Haus hatte er mittelgroße Statuetten aufgestellt, die bis auf einen Engel mit Flitzebogen ausnahmslos Figuren aus der römisch-griechischen Mythologie darstellten.

»Der gute Toni hängt halt an seinem kulturellen Erbe«, erklärte John und pochte mit dem Knöchel seines Zeigefingers gegen Zeus’ Oberarm.

»Beton«, stellte er sachlich fest.



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